Günter Honert hat es wieder geschafft. Er hatte ein perfekt vorbereitetes und abgestimmtes Fahrzeug für die nasse und rutschige Fahrbahn. So wie beim Gewinn seines ersten Meistertitels in Tourenwagen 1:5 Expert vor drei Jahren in Braunschweig bei fast gleichen Bedingungen auf dem Löwenring. In der Standardklasse setzte sich Robert Franicevic durch. Es war sein erster Meistertitel.
Die rund 260 Meter lange Strecke des MCC Rhein-Ahr erwies sich an diesem ersten Septemberwochenende einmal mehr als idealer Austragungsort für eine Deutsche Meisterschaft in den beiden Tourenwagenklassen 1:5. Sie ist breit genug für die knapp 40 Zentimeter breiten und bis zu 10 Kilogramm schweren Boliden im Maßstab 1:8. Da es kaum harte Streckenbegrenzungen gibt, ist sie materialschonend. Sie gilt mit ihren langen Geraden und 11 unterschiedlich weiten und engen Kurven obendrein als technisch anspruchsvoll. Die Wetterkapriolen an diesem Wochenende stellten eine ganz besondere Herausforderung an diesem Wochenende dar.
Training und Vorläufe
Die Fahrer fürchten sich davor: Im Training ist es trocken, die Fahrbahn hat viel Griff. Kaum beginnen die Vorläufe macht eine nasse und rutschige Strecke alle Abstimmungen aus dem Training zu Nichte. Die Karten werden dann oft völlig neu gemischt. So war es dann auch an diesem DM-Wochenende in Bad Breisig.
Der Freitag endete mit zwei gezeiteten Trainingsdurchgängen. Maximilian Hornig fuhr mit 1:30,509 Minuten für die schnellsten fünf zusammenhängenden Runden Bestzeit in Tourenwagen Expert. Zweitschnellster war Michael Mielke, Drittschnellster Michael Donovan. In Standard setzte sich Uwe Pauly vor Marcus Oppenhorst und Miles Treufler durch.
In der Nacht regnete es. Beim Start zu den Vorläufen war die Strecke nass. Nur wenige Fahrer versuchten im ersten Vorlauf ihr Glück. Begünstig durch ein Reglement, nach dem für die Gesamtwertung der Vorläufe nur der schnellste persönliche Vorlauf herangezogen wird, traten viele zu ihren Vorläufen am Vormittag an. Einer davon war Günter Honert. Der FG-Fahrer fuhr im ersten Vorlauf Bestzeit in Expert, Robert Franicevic tat es ihm in Standard gleich. Die Strecke trocknete nach und nach ab. Die Entscheidung fiel in den noch anstehenden Läufen auf trockener Fahrbahn. In Expert fuhren Michael Donovan, Michael Mielke und Maximilian Hornig die drei schnellsten Vorläufe, in Standard Uwe Pauly, Marcus Oppenhorst und Thomas Staab.
Am Finaltag stand die Strecke wieder unter Wasser. Einige Fahrer traten in den Viertelfinalen deshalb nicht an und schieden so schon kampflos aus. Zu den Aufsteigern ins Halbfinale Standard gehörte der spätere Sieger Robert Franicevic. Der setzte sich dann in seinem Halbfinale auch als schnellster Aufsteiger ins Finale durch. In Expert waren Michael Donovan vor Günter Honert und Michael Mielke vor Tobias Schmidt die jeweils schnellsten in ihren Halbfinale. Auch in den Halbfinalen verzichteten einzelne Fahrer auf einen Start. Der prominenteste davon war Marco Weigerding, der Deutsche Meister der Jahre
Die Finalläufe
Nass und rutschig war die Strecke dann auch in den beiden Hauptfinalen. Zwei der Mitfavoriten in Expert fielen gleich zu Beginn im Kampf um den Sieg aus: Maximilian Hornig konnte das Rennen erst gar nicht aufnehmen, Michael Mielke musste wiederholt zu Reparaturen in die Box. Vorne machten zunächst Michael Donovan und Günter Honert das Tempo. Schon nach wenigen Minuten holte sich Günter Honert die Führung und baute sie dann Meter für Meter bis zum Ende des Rennens auf gut eine Runde aus. Michael Donovan wurde Zweiter, Tobias Schmidt Dritter.
In Standard führte bis etwa zur Hälfte des Rennens Thomas Staab, der von der Pole gestartet war. Ein Defekt zwang ihn da zum Ausstieg und Robert Franicevic übernahm die Spitze und behielt sie bis zum Ende der Renndauer. Silvio Böhmischen, von Startplatz acht ins Rennen gegangen, wurde Zweiter. Marcus Oppenhorst belegte Platz 3.
Gut vorbereitet
Dass Günter Honert – wie schon 2016 in Braunschweig – Deutscher Meister wurde, verdankt er seiner akribischen Vorbereitung auf ein Regentrennen. Er reiste – wie andere auch – mit zwei komplett ausgestatteten Autos an, ein Trocken- und ein Regenauto. Das Regenauto konnte er, nachdem er es in einem Vorlauf getestet hatte, abgedichtet und eingestellt im Halbfinale auf die Strecke stellen. Allein die Abdichtung der Airbox und der vier wasserempfindlichen Servos lässt erahnen, welche Arbeit dahintersteckt, aber auch, über wie viel Erfahrung Günter Honert in seinem Hobby verfügt. Zur Vorbereitung gehört auch, die möglichst perfekte Abstimmung des Regenautos – von der Kupplung über die Federung bis hin zum Differenzial. Dass das Regenauto weniger stark motorisiert ist, ist selbstverständlich. Kupplung, Federung und Differenzial. Spezielle Regenreifen, aber auch Intermediens gehören zu seiner Grundausstattung. Zum Sieg braucht es dann aber auch noch viel Erfahrung und eine gute Strategie. Die verrät der stets freundliche und auch immer behilfliche Fahrer aber nicht.
Großmodelle
Tourenwagen im Maßstab 1:5 ähneln in ihrer Dimension am ehesten ihren Vorbildern. Sie machen außerdem Lärm, riechen nach verbranntem Öl und Benzin und lassen richtig Rennatmosphäre aufkommen. Die Fahrzeuge wiegen an die zehn Kilogramm. Angetrieben werden sie von einem 23 Kubikzentimeter Motoren. Der Tankinhalt ist auf maximal 700 Milliliter begrenzt und reicht für ein 30-minütiges Finale. Die Fahrzeuge verfügen über einen Hinterachsantrieb und Hydraulikbremsen an allen vier Rädern.
Der Deutsche Minicar Club (DMC) trägt Deutsche Meisterschaften in Tourenwagen 1:5 seit 1994 aus. Rekordmeister in dieser Klasse ist mit 14 Titeln Markus Feldmann. 2013 holte sich Feldmann in Lostallo den WM-Titel.