„Dat erzähl ich meine Enkel“

„Dat erzähl ich meine Enkel.“ Schalke-Fans kennen den Spruch. Im Ruhrpott steht er für die vielen guten und schlechten Legenden, die man sich rund um den Fußball auf Schalke erzählt. RC-Car-Fans, die an den zwei tollen Rennwochenenden in Mülheim-Kärlich zur Euro Offroad Series und/oder Euro Touring Series teilgenommen haben, werden davon noch in Jahren erzählen – auch ihren Enkeln.

Die Rekorde purzeln

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Viel Platz für Fahrer und Strecke beim Lauf der Euro Offroad Series. Beim Lauf der Euro Touring Series wurde es dann doch eng

Schon im Vorfeld der beiden Wochenende war klar: In Mülheim-Kärlich purzeln die Rekorde: Exakt 355 Starter beim dritten Lauf der Euro Offroad Series sind eine rekordverdächtige Teilnehmerzahl. In Deutschland hat es so viele noch nie bei einem Offroad-Rennen gegeben, auch nicht in Europa. In den USA, dem Homeland der Offroader, mag es zwar hier und da ein größer Offroadrennen gegeben haben, aber wenn, dann wurden deutlich mehr Klassen angeboten – von den Buggy-Klassen über Truggy, Stadium Truck bis hin zu Short Course. 175 Starter in nur einer Klasse (Buggy 2WD) hat Seltenheitswert.

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So langsam geht bei der Einteilung der Finalgruppen in Pro Stock das Alphabet aus. Dieses Mal ging es schon bis zum V-Finale

Gleich mehrere Rekorde brachen bei der Euro Touring Series. Die 437 Starter sind nicht nur ein neuer Rekord für die Serie selbst, sondern auch für RC-Car-Rennen in Deutschland und Europa. Allein 220 Racer in Pro Stock, 121 in Formel, wo gab es das schon einmal?

Toller Rennsport

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Der Glattbahnspezialist Marc Rheinard steht mit einem Yokomo YZ-2 in Buggy 2WD auf der Pole

Sportlich reihte sich an den sechs Renntagen ein Highlight an das nächste. In Buggy 2WD zeigte ein Glattbahnfahrer den Offroadspezialisten, wo es lang geht. Marc Rheinard, vierfacher Weltmeister, gewann vor dem fünffachen Europameister und Offroad-Ass, Lee Martin, und weiteren Offroadern wie Martin Wollanka, Neil Cragg oder Hupo Hönigl. In Buggy 4WD setzte sich nach spannenden Kämpfen mit Bruno Coelho aus Portugal ebenfalls ein Fahrer durch, der sich seine ersten Sporen in den Onroad-Klassen verdiente. Völlig überraschend wurde der Portugiese im letzten Jahr Weltmeister in Buggy 4WD. Sowohl Marc Rheinard als auch Bruno Coelho setzten sich jeweils erst im dritten Finale durch.

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Stelldichein der Weltmeister (von links): Naoto Matsukura, Bruno Coelho, Marc Rheinard, Masami Hirosaka, Alexander Hagberg, Meen Vejrak und Martin Lissau

In der Euro Touring Series kämpften die besten Fahrer Europas und der Welt um den Sieg. Gleich sieben Weltmeister zählten die Veranstalter: Marc Rheinard, Bruno Coelho, Alexander Hagberg, Martin Lissau, Meen Vejrak, Naoto Matsukura und die RC-Car-Legende Masami Hirosaka. Die ersten sechs Genannten fuhren in Modified, Masami Hirosaka startet mit dem neuen Yokomo YR-10F in der Klasse Formel. In Modified standen am Schluss drei Weltmeister vorn: Bruno Coelho, Alexander Hagberg und Marc Rheinard.

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Tony Streit (Mitte) überraschte mit seinem Sieg in der Klasse Pro Stock. Ebenso Bernhard Bopp (links) mit dem dritten Platz. Jan Ratheisky (rechts) hat eher einen Stammplatz auf dem Podium

Für Highlights sorgten einmal mehr auch Fahrer ohne große nationale und internationale Titelsammlungen. Etwa Tony Streit, der die bisherigen Seriensieger in Pro Stock gewaltig aufmischte und gewann. Genauso überraschend war der dritte Platz von Bernhard Bopp. In Formel gewann zwar der Seriensieger Jan Ratheisky. Olivier Bultynck, der mit einem neuen Formel von Roche am Start war, setzte ihm zeitweise aber arg zu. Dass Jan Ratheisky trotz seines Sieges dieses Mal nicht im Mittelpunkt stand, sondern der 14-fache Weltmeister Masami Hirosaka, wird der dreifachen ETS-Champion Formel sicher verschmerzen. Der Japaner war auch zu Beginn seiner Rennkarriere sein großes Vorbild – wie im Übrigen für viele der heute aktiven RC-Racer.

Teppichwechsel in 112 Minuten

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Großer Applaus im Fahrerlager als Uwe Rheinard (links) und Scotty Ernst ankündigten, der Teppich kommt raus

Das hat es noch nie gegeben. Da lässt ein Veranstalter während eines Rennens den Teppich der Rennstrecke auswechseln und bekommt dafür riesigen Applaus.

Kleine Bildergalerie vom Teppichwechsel

Beim Training war schnell klar: Der ausgelegte Teppich entsprach einfach nicht dem ETS-Niveau. Er fluste, der Griff war miserabel und wurde auch beim fortschreitenden Training nicht besser. Die Veranstalter machten kurzen Prozess. Sie entschieden: Der Teppich kommt raus. Ein neuer wird verlegt. Bis der neue Teppich angeliefert ist, geht das Training weiter.

Es dauerte zwei, drei Stunden bis der neue Teppichboden aus Holland angeliefert war. Was dann passierte, setzte alle Beobachter ins Staunen. Rund 20 Helfer legten los. Ohne Hektik, ohne Geschrei. Nach exakt 112 Minuten hatten sie die alte Strecke ab- und die neue aufgebaut. Das Training ging auf dem bekannten ETS-Teppich weiter.

Das bleibt

Die zwei Rennwochenende in Mülheim-Kärlich werden allen Teilnehmern in Erinnerung bleiben. Viele fuhren mit der Gewissheit nach Hause, Teil eines großen Ereignisses gewesen zu sein. Im Stillen hat sicher der eine oder andere gedacht: „Ich war dabei! Dat erzähl ich meine Enkel.“


BRCNEWS berichtete von beiden Rennen im RennTicker: