FWD 13,5T – Renaissance und Weiterentwicklung einer Rennklasse

Der 8. Mai 2016: Der MAC Meckenheim eröffnet seine neue Strecke. Marc Rheinard, vierfache Weltmeister, ist dabei und steuert einen Tamiya FF03 Pro über den Parcours. Ganz einfach nur so zum Spaß. Andere schauen begeistert zu.

Das ist der Tag, an dem die FWD-Klasse in Deutschland ihre Wiedergeburt feierte. Spontan schufen RC-Car-Enthusiasten im Westen um das Fronti-Chassis von Tamiya herum eine neue Rennklasse. Bruno Czernik und seine Mitstreiter entwickelten  ein passsendes Regelwerk und banden die Klasse erfolgreich in die Tonisport Onroad Series (TOS) ein.

Der Tamiya FF04: Bruno Czernik präsentierte ihn in der Erftarena

Oktober 2017:   Marc Rheinard startet beim Tonisport Master 2017 in der Arena 33 mit einem VBC FF17 zum ersten Mal bei einem Rennen in der FWD-Klasse.. Er gewinnt souverän. Rund  20 Fahrer treten17 monate nach der  Eröffnungsfeier in Meckenheim  in der Klasse  an. Sie ist heute aus der TOS-Rennserie nicht und anderen regionalen Rennserien nicht mehr wegzudenken ist.

Fronti – eine ganze Generation wurde damit groß

Das Kürzel FWD steht für Front Wheel Drive, auf Deutsch Vorderradantrieb. Seit ihren legendären Zeiten im Tamiya-Cup – noch vor der Jahrtausendwende – wird die Klasse liebevoll auch „Fronti“ genannt. Eine ganze Generation von RC-Car-Fahrern ist mit dem Tamiya-Fronti groß geworden.

Die Regeln

Erlaubt sind nur Karossen von Fahrzeugen mit Frontantrieb

Die zündende Idee für die Rennklasse: Auf den frontgetriebenen Fahrzeugen dürfen nur Karosserien von Vorbildern montiert werden, die im Original über einen Frontantrieb verfügen oder verfügten. Karosserien von Fahrzeugen mit Heckantrieb sind verboten. Reglementiert sind auch die Reifen (Ride Pre Cut Slick 24 Millimeter mit mitgelieferter Einlage). Der vorgeschriebene Motor, der Fleta 13,5 Turns  kommt von Muchmore. Das Timing ist fix. Die Regler sind freigestellt, müssen aber im Null-Boost.Modus (Blinki.Modus) betrieben werden. In den Anfängen war nur ein Motor mit 17,5 Turns zugelassen.

Der VBC FF14

Als die Fronti-Challenge – so hieß die Rennklasse zunächst –  startete, gab es nur die Fahrzeuge von Tamiya. Der FF03 Pro oder der FF04 Pro waren die am häufigsten eingesetzten Varianten. Doch das änderte sich bald. VBC Racing brachte Ende 2016/Anfang 2017 eine eigene FWD-Version auf den Markt, den VBC   FF17. Der löste in rasender

Andreas Jakob fuhr im April im Motodrom Andernach einen VBC mit Riemenantrieb

Geschwindigkeit die Tamiya-Frontis ab und war alsbald der einzige lieferbarer FWD. Rund drei, vier Monate später brachte VBC einen Riemenantrieb für das Fahrzeug heraus. Der VBC sei so einfacher und ruhiger zu fahren, lobten die Fahrer die Vorzüge des Riemenantriebs.

Noch echte Modellbauer

Zum Jahresende 2017 suchen Neueinsteiger in die Klasse jedoch vergebens nach einem frontgetriebenen Tourenwagen. Denn auch der VBC ist derzeit nicht lieferbar.  Die Fahrer der Frontszene sind jedoch sehr experimentierfreudig und basteln offensichtlich gerne. Mangels eines vielfältigen Fahrzeugangebots begannen die Fahrer schon früh, sich eigene Modelle mit selbstgefertigten Teilen oder denen anderer Hersteller zu entwickeln.

Der zum Frontantrieb umgebaute Yokomo von Dirk Gottlieb

Tobias Baumgarten oder Dirk Gottlieb machten mithilfe eines aus Fernost mportierten Umbaukits der Firma Spice aus dem Yokomo BD7-2015 ein frontgetriebenes Fahrzeug.  Rund 300 Euro kostete das Kit. Plus der Kosten für den BD7-2015 war das ein teurer Spaß. Wer das Geld investierte, verfügte anschließend jedoch über ein wettbewerbstaugliches Chassis. Dirk Gottlieb gewann damit beim TOS in Düren, Tobias Baumbach hatte damit  im Motodrom Andernach die Nase  vorn.   Das Kit wird nicht mehr hergestellt. In Deutschland gibt es im Übrigen nur drei oder vier Exemplare des Yokomofrontis.

Auf Basis des VBC

Der VBC von Harald Schmittgen mit Aluchassis
Der Prototyp wird ersetzt durch eine Platte im Fischgrätendesign

Die meisten Eigen- und Weiterentwicklungen basieren auf dem VBC FF17. Harald Schmittgen hatte bei einem Lauf der Xray Racing Series in der Arena 33 im Dezember 2017 seinem VBC eine zwei Millimeter starke Chassisplatte aus Aluminium  spendiert. Es handelte sich dabei um  ein Unikat von Dirk Keller. In kleiner Stückzahl produzierte er jetzt die Chassisplatte aus T 7075 Aluminium mit Fischgrätdesign , die bei ihm zum Preis von 45 Euro erhältlich ist (dirk-keller@gmx.de). Die Platte ist härter als die aus normalem Aluminium. Harald Schmittgen sagt, dass das Fahrzeug konstanter zu fahren ist.

Thorsten Zorn setzt bei seinem Tuning auf Teile von Asso

Thorsten Zorn motzte seinen VBC mit Teilen von Team Associated auf. Das Servo hat er von rechts nach links umgebaut. Es liegt jetzt 20 Millimeter weiter innen. Ausgewechselt hat er die Dämpferbrücken vorne und hinten sowie das Topdeck. Die Akkuhalterung lagerte er schwimmend, was mehr linearen Flex ergibt. Vom Asso TC 7.1 übernahm er die komplette Achsgeometrie. Er gewann diese Klasse zuletzt beim Lauf zur Xray Racing Series.

Der Fronti von Oliver Kaufmann ist unverkennbar: Vorne ein VBC, hinten ein Xray

Oliver Kaufmann, der von Anfang an in der Frontiszene mitmischt, hat sich seinen eigenen Renner aus Teilen des VBC FF17 und Teilen des Xray T4 auf einer von Wolf Brickenkamp gefrästen Chassisplatte aus Kohlefasern aufgebaut. Wolf Brickenkamp produzierte auch die Dämpferbrücken und das Topdeck. Im Frontbereich des Fahrzeuges ist noch deutlich die VBC-Herkunft zu erkennen. Das Heck und viele andere Teile sind von Xray.

Der zum Fronti ungebaute Xray T4 von Tobias Hepp
Um mehr Griff auf die Vorderachse zu bekommen, montierte Tobias Hepp rund 100 Gramm Zusatzgewichte

Tobias Hepp, Nitrospezialist vom RMC Düren, montierte einen Xray T4-2014 kurzerhand auf Frontantrieb um. Dabei hat er einfach den hinteren Riemen, das Riemenrad und die Kardans ausgebaut. Im vorderen Bereich des Chassis befetigte er rund 100 Gramm Zusatzgewichte . Das gibt Griff auf der Vorderachse, bringt aber auch mehr Gewicht. Sein Kegeldifferential ist mit 500.000er Öl befüllt.

Awesomatixfahrer experimentieren

Bernd Haas steuerte bei einem Lauf zur Xray Racing Series den von Max Mächler zum Frontantrieb umgebauten A700

 

Die aktuelle Version des Awesomatix V2

Interesse an der Klasse zeigen Fahrer vom Team Awesomatix. Beim XRS-Rennen in der Arena 33 ging Bernd Haas mit einem von Max Mächler zu einem Fronti umgebauten A700FX mit Kardanantrieb an den Start. Der hintere Kardan wurde entfernt, ebenso das Differential. Der Akku, ein Shorty, liegt hinter dem Motor und dem Regler quer im Fahrzeug. Das Fahrzeug ist noch ein Prototyp. Motorposition, Motorhalterung und Akkuposition sind laut Max Mächler noch offen. Von der aktuellen Version des Awesomatix V2 postete er vor zwei Tagen Fotos auf Facebook.

Einen selbstmontierten A700 mit Frointantrieb stellte im Dezember  Karsten Bartsch beim TOS-Saisonauftakt 2017/2018 in der Racing Arena Limburg vor. Bei seiner Version ist der Motor weiter nach vorne gerutscht, direkt hinter das Servo. Der Akku liegt jetzt auf der … Seite. Insgesamt platzierte er 200 Gramm weiter nach vorne. Die Chassisplatte ist eine alte mit neuen Bohrungen. Die Performance des Fahrzeuges war offensichtlich perfekt. Karsten Bartsch gewann zuerst die drei Vorläufe und anschließend die drei Finalläufe. Beobachter sprachen davon, dass der Kardanantrieb dem Fahrzeug zu einem äußerst guten Rollverhalten vor allem in den Kurven verhalf.

Steigt jetzt Xray ein?

Max Mächler signalisierte gegenüber BRCNEWS, dass die russischen Firma an der Frontiszene. Und auch  Xraychef Juraj Hudy scheint interessiet zu sein. Es ist gut möglich, dass er und/oder sein Entwicklungsteam schon bald einen eigenen FWD-Version auf den Markt bringen. Xray und Awesomatix – die zwei Produzenten dürften die Entwicklung der Szene weiter anheizen.