Zehn Jahre Euro Touring Series – wo sind sie geblieben, die zehn Jahre? Rasend schnell gingen sie vorbei. Dass die Serie einmal die erfolgreichste Rennserie weltweit werden würde, das hatten sich selbst ihre Macher, Uwe Rheinard und Scotty Ernst, sicher nicht zu hoffen gewagt. Zehn Jahre Euro Touring Series – das sind 57 Rennwochenende. Wer erinnert sich noch an den Anfang?
Herbst 2007: In Kastellaun findet das fünfte Speed Weekend statt. Knapp 200 Fahrer gingen in den zwei Rennklassen am Start. In Tourenwagen Modified gab sich wieder die europäische Elite ein Stelldichein. Einmal im Jahr brachte das Speed Weekend seit 2003 die besten Fahrer Europas zu einem Rennen nach Deutschland.
Für die Teilnehmer und Zuschauer waren diese Rennen etwas Besonderes. Wo sonst hatten die deutschen Fahrer die Möglichkeit sich in Modified mit den Topfahrern aus Europa und gelegentlich auch aus Japan und den USA zu messen. Wo sonst hatten die deutschen Zuschauer die Chance hautnah mitzuerleben, wenn sich die Elite spannende und packende Kämpfe auf der Strecke lieferte? Bis dahin war es allein dem LRP Masters vorbehalten zumindest in Modified für internationales Flair zu sorgen.
Tolle Leistungen zeigten in jedem dieser Rennen auch die Stockfahrer. Wie bei den Modifiedfahrern ging es auch bei ihnen von Anfang an zur Sache. In der Qualifikation wurde nur der schnellste der vier Läufe nach Runden und Zeit gewertet.
In Stock gab es seit dem ersten Rennen im Jahr 2003 vom Veranstalter ausgegebene Motoren. In Kastellaun war dies ein 17 Turns Brushed-Motor von LRP . Der Regler war da noch freigestellt.
Die Modifiedklasse war seit einem Jahr schon mit Brushless-Motoren unterwegs. Die Power kam aus fünfzelligen NiMH-Akkuspacks. Nur so ist zu erklären, dass die Fahrer Motoren mit 3,5 und 4,0 Turns einsetzten.
Hersteller nutzten Chance
Schon damals nutzten die RC-Car-Hersteller die Chance, bei Rennen wie dem Speed Weekend ihre neue Entwicklungen zutesten und zu präsentieren. In einem Bericht für das RC-Car-Magazin „amt“ schrieb der Autor damaks: „Juraj Hudy hatte seine Teamfahrer in der Modifiedklasse alle mit dem neuesten Xray T2-008 ausgestattet. Vieles, um nicht zu sagen, das meiste daran ist neu. Der Schwerpunkt liegt noch tiefer, das Gewicht ist noch geringer. Zum ersten Mal durften Fotos vom neuen Chassis gemacht werden. Immerhin vier Fahrer fuhren damit unter die ersten Zehn.
Der TC 5 von Associated steht mittlerweile bei allen großen Rennen auf vorderen Plätzen. Dass dieses Fahrzeug das Potential zum Siegen hat, hat Juho Levanen bereits beim diesjährigen LRP Masters in Eppelheim bewiesen. Unbestritten ist auch die Qualität des Hot Bodies Cyclone, immerhin das Fahrzeug von Weltmeister Andy Moore und Europameister Ronald Völker. Der Deutsche Meister Marc Fischer zeigte einmal mehr, dass der Corally RDX Phi, seit dem späten Frühjahr auf dem Markt, ein großes Potential in der Modifiedklasse hat.
Die große Überraschung war der neue Prototyp des Kyosho Stallion, den Steen Graversen sehr erfolgreich einsetzte. Auch dieses Fahrzeug weist viele Neuheiten auf, angefangen bei den Bulkheads über die Aufhängung bis hin zur Chassisplatte. Chefkonstrukteur Shinosuke Adachi war eigens aus Japan angereist, um seinen europäischen Teamgefährten zu unterstützen. Ein Foto des neuen Chassis ließ er allerdings nicht zu.
Auch wenn es dieses Mal noch nicht zu einem Platz in den A-Finalen reichte, zeigten auch die Fahrer des neuen Serpent S400, dass dessen Konzept tragfähig ist. Um ganz vorne dabei zu sein, sind jedoch eine weitere konsequente Entwicklungsarbeit und langwierige Testarbeiten notwendig. Immerhin ist es der erste Elektrotourenwagen des holländischen Herstellers mit der langen und erfolgreichen Verbrennertradition.“
Licht auf die damalige Situation im RC-Car-Sport wirft auch der folgende Originaltext des Autors: „Die Brushless-Systeme haben sich in der schnellen Tourenwagen-Klasse im Laufe nur eines Jahres durchgesetzt. Die kontroversen Diskussionen über das Für und Wider von Brushless- und Brushed-Motoren sind verstummt. Spätestens mit der Verringerung der Zellenzahl auf fünf setzen alle auf die Brushless-Systeme. Doch während die Zahl der Anbieter der Motoren steigt, gibt es bei den Reglern einen klaren Favoriten, nämlich den LRP-Regler Sphere TC-Spec. Den setzen nicht nur LRP-Fahrer ein, sondern auch viele Fahrer mit Motoren anderer Hersteller. Vor allem die Kombination LRP-Regler mit den Orion-Vortec-Motoren ist sehr verbreitet.“
Die ersten Sieger
Gewonnen hat das Rennen in Modified der Finne Juho Levanen mit einem Asso TC5. Zweiter wurde der Däne Steen Graversen, der einen Kyosho Stallion Prototyp fuhr. Platz drei belegte Cyril N´Diaye aus Frankreich mit dem neuen Xray T2-2008.
Marc Rheinrd und sein Teamkollegen Viktor Wilck haben sicher keine guten Erinnerungen an diesen Lauf in Kastellaun. Die beiden Tamiyapiloten kamen mit ihren Fahrzeugen auf dieser Strecke und mit diesen Reifen (Sweep 32) nicht zurecht. Marc Rheinard fuhr im B-Finale, Viktor Wilck im C-Finale.
Alexander Stocker setzte sich in der Klasse Stock durch. Er fuhr einen Hot Bodies Cyclone. Bastian Hennig und Meik Niemann begleiteten ihn auf das Podium. Beide fuhren noch einen Xray T2-2007.
Die ersten Champions
Das Speed Weekend in Kastellaun war gleichzeitig das Auftaktrennen für die erste von Uwe Rheinard und Scotty Ernst ins Leben gerufene europäische Rennserie. In der ersten Saison wurden noch drei weitere Rennen gefahren. Das Finale fand im Motodrom Andernach statt. Erste Champion in Modified war der Niederländer Jilles Groskamp (Tamiya). Erster ETS-Champion in Stock wurde Alexander Stocker (Hot Bodies).