„Der DMC steht als zuverlässiger Partner bereit“

Josef Dragani im Gespräch mit BRCNEWS

Mitte November treffen sich das Präsidium und die Mitglieder des Deutschen Minicar Clubs (DMC)  zum jährlich stattfindenden Sportbundtag. Josef Dragani ist seit 18 Jahren dabei. Von 2005 bis 2013 war er Elektro-Glattbahn-Referent, von 2012 bis 2015 hatte er zunächst in Doppelfunktion  das Amt des Verbrenner-Glattbahn-Referents inne. Auf dem Sportbundtag 2015  wurde er zum Vizepräsident gewählt. Von 2012 bis 2015 war er außerdem im Vorstand der EFRA tätig. Josef Dragani fährt selbst RC-Car in den Glattbahnklassen 1:8 Nitro und Elektro. BRCNEWS sprach mit ihm über seine Aufgaben und die Zukunft des DMC.

BRCNEWS: Der Deutsche Minicar Club ist der Dachverband der RC-Car-Vereine in Deutschland. Er ist zuständig für das Reglement in den einzelnen Klassen. Seine wichtigste Aufgabe ist die Durchführung von Deutschen Meisterschaften. Was genau sind deine Aufgaben beim DMC?

Josef Dragani: Allein schon aus dieser Fragenstellung erkennt man eines der größten Probleme des DMC. Die Außendarstellung und die Wahrnehmung nach außen sind sehr eingeschränkt. Die Deutschen Meisterschaften und das Reglement sind zwar bestimmt ganz wichtig, aber bei weitem nicht die einzige wichtige Aufgabe des DMC.

Zu den genauso wichtigen Aufgaben gehören unter anderem:

  • Die regionale und bundesweite Jugendförderung.
  • Die Baukostenförderung für die Vereine.
  • Der DMC Shop (zum Selbstkostenpreis).
  • Die Hilfe bei der Vereinsgründung.
  • Die Organisation und Durchführung von Rennleiterausbildung und Zeitnehmerschulungen.
  • Die Bereitstellung von Sachmitteln- und Finanzzuschüssen für regionale, nationale und internationale RC-Car-Veranstaltungen
  • Die Entsendung von DMC-Offiziellen, Schiedsrichtern und Teammanagern zu nationalen und internationalen Veranstaltungen.
  • Der Verleih von Transpondern und weiterem technischen Equipment.
  • Die Ausrichtung des Sportbundtages und der Sportkreistage.
  • Die Erstellung und Bereitstellung (Handbuch) des technischen Reglements.
  • Die Messepräsenz (Dortmund, Leipzig und Friedrichshafen), Internet, Facebook.
  • Die Versicherung für Vereine und DMC-Lizenznehmer.
  • Die Versicherung für Nicht-DMC-Lizenznehmer bei Rennveranstaltungen und Schnuppertraining.
  • Die Übernahme aller EFRA-Kosten und -Gebühren

Als einer der drei geschäftsführenden Vorstände (Präsident, Vizepräsident, Schatzmeister) beim DMC bin ich in viele dieser Themen involviert oder dafür verantwortlich. Mein Hauptfokus liegt auf der Betreuung der Glattbahnsparten, von Messen, der Presse und des Marketings sowie des Jahrbuchs.

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Josef Dragani bei ersten Lauf der Deutschen Meisterschaften Buggy 1:8 Nitro in Sand am Main

„Viele wissen nicht mehr, wofür der DMC steht“

BRCNEWS: Verbände und deren Vorstände stehen immer wieder in der Kritik der Mitglieder. Die Vorwürfe sind immer wieder die gleichen. Die da oben wissen nicht, was die Basis braucht und will. Ist die Kritik berechtigt? Wie begegnet der DMC dieser Kritik?

Josef Dragani: Ich kann diese Kritik durchaus verstehen. Sie ist mir gewiss nicht neu. Wir im Präsidium sind bestimmt nicht unfehlbar – ganz und gar nicht. Alle Präsidiumsmitglieder sind ehrenamtlich tätig und stehen noch voll im Berufsleben. Ihre Aufgaben erfüllen sie in ihrer Freizeit. Nicht selten genug opfern sie einen großen Teil ihres Jahresurlaubs für den DMC. Dass es da immer wieder zu Fehlern kommt, ganz besonders, wenn neue Funktionsträger ein Amt übernehmen, ist zumindest verständlich. Ich möchte aber allen unseren Lizenznehmer versichern, dass das gesamte Präsidium gewillt ist, aktiv daran zu arbeiten, diese Probleme abzustellen.

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Viele Mitglieder wissen nicht mehr, welche Aufgaben der Deutsche Minicar Club hat

Aus den Gesprächen, die ich über Jahre mit unseren Vereinen und Lizenznehmer geführt habe, kann ich immer wieder erkennen, dass viele unserer Mitglieder gar nicht mehr wissen, wofür der DMC einsteht. Sie wissen nicht, was zu unseren Kernaufgaben gehört, und ganz wichtig, was wir nicht leisten können. Aus diesen Wissenslücken ergeben sich immer wieder Missverständnisse, die zu Kritik führen. Ich möchte jetzt nicht alles darauf zurückführen, aber hier sind wir wieder mal bei der ungenügenden Außendarstellung des DMC angekommen.

Unsere Mitglieder haben mehrere Möglichkeiten, konstruktive Kritik, Wünsche und Bedenken an das Präsidium heranzutragen. Da gibt es  in jedem Sportkreis die entsprechenden Spartenreferenten, die man bei den Sportkreisrennen antrifft. Es gibt die Sportkreistage, die man aufsuchen kann. Bei jeder Deutschen Meisterschaft gibt es einen DMC-Offiziellen . der als Ansprechpartner vor Ort ist. Das ist meistens der Spartenreferent aus dem Präsidium. Sportbundtage bieten eine gute Gelegenheit, verschiedene Präsidiumsmitglieder gleichzeitig anzusprechen. Noch besser ist es, seine Ideen in Anträge umzuwandeln und direkt mit dem versammelten Plenum zu diskutieren.  Jedes Präsidiumsmitglied ist außerdem über E-Mail oder Telefon direkt zu erreichen.

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„Mit Stammtischkritik ist nichts getan“, sagt Josef Dragani. Die Mitglieder müssten die Möglichkeiten zur konstruktiven Kritik nutzen

Diese bestehenden Kommunikationskanäle werden leider nur selten genutzt. Wenn aber so gut wie keine Informationen von „unten“ nach „oben“ gelangen, wie sollen denn vom Präsidium Maßnahmen ergriffen werden?

An dieser Stelle kann ich seitens des gesamten Präsidiums nur an alle Interessierten appellieren: Teilt eure Bedenken, Ideen euren Vertretern im Präsidium mit. Mit Stammtischkritik ist es nicht getan.

BRCNEWS: In den letzten Jahren vollzieht sich in der Szene ein deutlicher Wandel. Das Interesse an den einst teilnehmerstärksten DMC-Klassen, den Tourenwagenklassen Elektro, ist beim DMC zum Beispiel deutlich zurückgegangen, während private Rennserien großen Zulauf haben. Woran liegt das?

Josef Dragani: Meiner Meinung nach gibt es hierfür verschiedene Faktoren:

  • Diese Serien werden professionell von einem festen Team organisiert.
  • Die Qualität ist bei jedem Rennen konstant gut.
  • Diese Serien sind auf speziell auf die Bedürfnisse der Fahrer zugeschnitten.
  • Die Veranstalter  verstehen jeden Fahrer als Kunden.
  • Für die Teilnahme ist weder eine Vereinsmitgliedschaft noch eine DMC- oder EFRA-Lizenz erforderlich.
  • Das Reglement ist einfach und wird nach Bedarf flexibel angepasst.
  • Die Serien werden in den RC-Medien hervorragend vermarktet.
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Siegerpokale bei einer Deutschen Meisterschaft

Der DMC hat viele Korrekturmaßnahmen im Laufe der Jahre – trotz der eindeutig erkennbaren Trends – nicht umsetzen können. Das hat auch sicherlich damit zu tun, dass der DMC ein Verein ist. Hier wird demokratisch, zum größten Teil auf dem Sportbundtag am Ende eines Jahres entschieden. Das ist nicht immer für jede Klasse zielführend. Ich denke aber, dass wir, wenn auch spät, den Ozeandampfer DMC langsam in die richtige Richtung manövrieren. Beispiele dafür sind die hervorragenden Starterzahlen im Bereich Elektro Offroad, der viele Jahre zusammengebrochen war, oder im 1:12 Elektroglattbahnbereich.

Buggy 1:8 Offroad ist unsere Paradeklasse

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Die Klasse Buggy 1:8 Nitro boomt seit Jahren

BRCNEWS: Andere Klassen im DMC werden immer stärker. Etwa die Klasse Buggy 1:8 Nitro. Jeweils rund 130 Teilnehmer bei zwei DM-Endläufen 2016 – das spricht Bände. Eine interessante Entwicklung gibt es auch in der Klasse 1:12. Die Deutschen Meisterschaften 2015 in Adenau und 2016 in Ingolstadt waren sehr gut besetzt. Was steckt dahinter? Welche Ursachen gibt es für diese Entwicklungen?

Josef Dragani: Nun, 1:8 Offroad Verbrenner ist seit Jahren die Paradeklasse im DMC. Hier ist der Boom national und  international immer noch ungebremst. Die Verbrenner Offroad-Gemeinde ist eine eingeschworene Gemeinschaft, bei der Geselligkeit, Spaß und gegenseitige Hilfsbereitschaft einen genauso hohen Stellenwert haben, wie der eigentliche Wettbewerb. Zum Erfolg trägt auch das seit Jahren sehr stabile Regelwerk bei.

Die gestiegen Attraktivizät in der Klasse 1:12 hat verschiedene Ursachen:

  • Die deregulierenden Maßnahmen, die vor Jahren im DMC getroffen worden sind (keine DMC-Pflichtmitgliedschaft, kein Qualifikationszwang …).
  • Das wiedererstarkte allgemeine Interesse der Fahrer im Winter eine einfache und kostengünstige Klasse zu betreiben.
  • Das erstarkte Interesse der Industrie.
  • Die gute Arbeit der die DM ausrichtenden Vereine in den letzten zwei Jahren.

BRCNEWS: RC-Car-Fahren ist ein Hobby, das mit einer stetig steigenden Anzahl anderer attraktiver Freizeitmöglichkeiten konkurrieren muss. Blicken wir kurz in die Zukunft: Wo steht der RC-Car-Sport in fünf oder zehn Jahren? Was kann und muss der DMC tun?

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Hohe Starterzahlen gab es bei den letzten beiden Deutschen Meisterschaften in Leimbach 2015 und in Ingolstadt 2016

Josef Dragani: Das ist allerdings wahr. Wir sind eine kleine Interessengemeinschaft, die ein ganz spezielles Hobby pflegt, was außerhalb der eigentlichen Community höchstens als „Spielzeug“ angesehen wird. Wenn ich mir den Altersdurchschnitt unserer 5000 Mitglieder anschaue, dann muss ich mit Bedauern feststellen, dass der Anteil an Jugendlichen sehr gering ist. In manchen Sparten wie Verbrenner Glattbahn kritisch niedrig ist. Das könnte dazu führen, dass in fünf bis zehn Jahren ganze Sparten aus Mangel an Neueinsteigern dramatisch schrumpfen oder nicht mehr existieren. Auch klopfen neue technische Trends wie zum Beispiel das Fahren mit VR-Brillen oder intelligentere Antriebs- und Steuerungssysteme an unserer Tür.

Der DMC  muss

  • dafür sorgen, dass er sein Imageproblem mit der Außendarstellung schnellstens in den Griff bekommt.
  • für alle seine Mitglieder transparenter agieren und reagieren.
  • die Jugendarbeit und -förderung weiter intensivieren, insbesondere in den Vereinen.
  • die Marktpräsenz und -durchdringung, insbesondere für Außenstehende, stärker ausbauen.
  • die Kooperation mit Industrie, Interessenverbänden und auch mit anderen kommerziellen Rennserien weiter ausbauen.
  • die Vereine stärker unterstützen, vor allem auch mit professioneller Presse- und Marketingarbeit,
  • die Qualität und Attraktivität der Deutschen Meisterschaften steigern. Jeder Fahrer sollte mit dem positiven Gefühl nach Hause gehen, dass er Teil von etwas Besonderem war.

BRCNEWS: Als Vater eines RC-Car-Fahrers, als Autor diverser Fachzeitschriften und dieser Webseite habe ich seit der Jahrtausendwende Einblick in die Szene. Was mir Sorge macht: Es kommen seit einigen Jahren zu wenig neue Fahrer nach. Dem RC-Car-Sport geht der Nachwuchs aus. Woran liegt das? Was können der DMC, die Vereine und die Hersteller dagegen tun?

Josef Dragani: Der Dachverband muss seine Aktivitäten in der Jugendarbeit steigern. Dazu gehören unter anderem die hervorragenden Messeauftritte in Dortmund und Leipzig. Diese Messeauftritte sind wahre Magneten für Kinder und Jugendliche (und Junggebliebene), die vorher keinerlei Berührung mit diesem Hobby hatten. Auf den angebotenen Selbstfahrstrecken haben dieses Jahr allein rund 1000 Jugendliche  zum ersten Mal ein RC-Car selbst bewegen können.

Diese Messeaktivitäten spiegeln sich leider nicht in den Mitgliederzahlen wider. Wir müssen dringend geeignete Maßnahmen ergreifen, um diese Lücken bei den Jugendlichen zu schließen. Das ist wichtig, damit den Vereinen, dem Verband und der Industrie eine wichtige Lebensader erhalten bleibt.

Alle örtlichen Vereine müssen selbst ein großes Interesse daran haben, ihre Zukunft durch eine eigene, vernünftige Aufbauarbeit bei der Jugend und bei den Neueinsteigern zu sichern. Der DMC steht hier als zuverlässiger Partner bereit.

BRCNEWS: Danke für die offenen Antworten. BRCNEWS wünscht den Teilnehmern des Sportbundtages  gute und konstruktive Beratungen sowie viel Erfolg.