Alexander Hagberg ist Weltmeister Nitro 1:10. Team Xray auch – Hagberg fährt seit Jahren einen Xray NT1. Weltmeister nennen darf sich auch Orcan. Der Motor in Hagbergs RC-Car ist von dieser Firma. Weltmeister ist auch Bertram Kessler. Er war Hagbergs Mechaniker beim WM-Lauf in Bangkok. Bertram Kessler ist auch Geschäftsführer der Firma SMI-Motorsport in Siegen. Orcan ist deren Hausmarke. SMI-Motorsport ist Generalimporteur der Marken Xray und Hudy. Die Sektkorken knallten also auch in Siegen. BRCNEWS sprach mit Bertram Kessler – über den Erfolg Alexander Hagbergs, welchen Anteil SMI-Motorsport daran hat und was der Titelgewinn für sein Unternehmen bedeutet.
BRCNEWS: Zunächst herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn. Als Hagbergs Mechaniker hast du einen großen Anteil am WM-Titel. Die Produkte von Orcan dürfen sich jetzt Weltmeister nennen. Hat das Auswirkungen auf dein Unternehmen?
Bertram Kessler: Wir bleiben mit beiden Beinen auf der Erde und werden wie in der Vergangenheit unserem Slogan „Service aus Leidenschaft“ treu bleiben Einen WM-Titel zu erreichen, ist sicher das Größte, das es gibt – noch dazu für ein kleines Unternehmen wie uns. Wir sind jedoch auch stolz auf alle regionalen, nationalen, sowie Europaweiten Erfolge unserer Kunden.
BRCNEWS: Welchen Motor ist Hagberg gefahren? Wurde der Motor speziell für dieses Rennen „vorbereitet“?
Bertram Kessler: Alexander setzte einen ORCAN RS3-MH ein, den es exakt in der gleichen Ausführung bei uns sowie unseren Händlern und Distributoren seit Anfang 2014 zu kaufen gibt. Der Motor wird bei Novarossi nach unseren Wünschen hergestellt und von Michael Heinrich mit unserer RS-Technologie optimiert und modifiziert. Ein entscheidender Punkt für einen leistungsfähigen und robusten Motor, ist, ihn mit Geduld und Sorgfalt einzufahren. Bei der WM speziell eingesetzt haben wir einen sehr niedrigen Kühlkopf, der extrem geholfen hat, die Kippneigung des Xray NT1 zu verringern. Zusätzlich haben wir einen Drei-Nadel-Vergaser von Novarossi eingesetzt, der speziell in der Halle das Handling des Motors verbessert. Auf einer Außenstrecke hätte der Vergaser keinen entscheidenden Vorteil gebracht. Wir haben auch das ORCAN/HIPEX Reso Rohr 2654 in der Tuned/Leight Version mit dem speziell für uns hergestellten sehr kurzem S+ Krümmer eingesetzt.
BRCNEWS: Worauf kommt es bei einem Rennmotor an? Wie „speziell“ sind diese Motoren?
Bertram Kessler: Die Basismotoren werden von uns in Zusammenarbeit mit Michael Heinrich vorbereitet. Seine Arbeit besteht darin, die Serienmotoren so zu optimieren und die vorhandenen Toleranzen so zu minimieren, dass alle Motoren eines Typs die gleichen Werte erreichen. Ist dies geschehen, geht es lediglich nur noch ums gewissenhafte Einfahren.
BRCNEWS: Die Motoren werden von Novarossi produziert. Was unterscheidet den typischen Orcan-Motor von einem Novarossi-Motor?
Bertram Kessler: Kühlkopf, Vergaser mit Thermobuchse, großes Stahlkugellager und unsere RS Technologie (spezielle Bearbeitung des Kurbelgehäuse) sowie die Optimierung durch Michael Heinrich. Für große und kleine Rennstrecken bieten wir den Motor mit zwei unterschiedlichen Steuerzeiten an. Basis ist jedoch immer der gleiche Motor.
BRCNEWS: Die Produktpalette von XRAY ist in den letzten Jahren extrem gewachsen. Juraj Hudy produziert Fahrzeuge für nahezu alle RC-Car-Klassen in den Maßstäben 1:8 und 1:10. Wie hat SMI-Motorsport die notwendigen personellen oder räumlichen Kapazitäten geschaffen? Wie viele Sortimentsteile hält SMI für die Händler in Deutschland vor?
Bertram Kessler: Wir von SMI sind in der glücklichen Lage, dass unser Hauptlieferant Hudy/Xray in Europa sitzt. Wir bekommen zwei Mal die Woche eine Lieferung und sind dadurch immer aktuell, was unser Basislager angeht und auch, wenn es um Neuheiten geht. Aktuell haben wir rund 15.000 Artikel auf Lager. Wir sind und bleiben ein Familienbetrieb, in dem jeder versteht, wann und was gearbeitet werden muss und wann mal Pause ist.
Ein Großteil der Wochenenden im Jahr gehen wir auf Rennen und leben dort unseren „Service aus Leidenschaft“. Früher oft gemeinsam, heute teilen wir uns auf. Unser Betrieb befindet sich in unserem eigenen Haus, wo es selbst, wenn sich unser Sortiment noch vergrößern sollte, keine Platzprobleme geben wird. Meine Tochter Anke reist zu den Buggy-Rennen und ich selbst zu den Onroad-Rennen im In- und Ausland. Mein Sohn Mischa geht je nach Bedarf mit zu den Rennen. Meine Frau Marina sorgt als Buchhalterin dafür, dass die Zahlen passen
Für unsere Nachfolge ist auch schon gesorgt. Dieser Tage fährt Jody, meine Enkeltochter, ihr erstes Rennen. Eine sehr große, jederzeit bereitstehende Hilfe, ist unser Freund und Team-Fahrer Hartmut Rose. der immer gerne hilft, wo Hilfe notwendig ist.
BRCNEWS: Du bist selbst als einer der Ersten in Deutschland RC-Car gefahren. 1985 warst Du Deutscher Meister Tourenwagen Verbrenner 1:8, ein Jahr später Deutscher Meister Sport 1:8. In Apeldoorn wurdest Du 1992 Europameister in Sport 1:8. Du kennst also die Erwartungen der Fahrer an ein Produkt. Unterscheiden sich die heutigen Erwartungen erheblich von denen von früher?
Bertram Kessler: Heute wird erwartet, dass immer alles 100-Prozent funktioniert und dass auch jede Neuerung immer eine Verbesserung darstellen muss. Früher wurde viel mehr improvisiert. Wir suchten nach Lösungen, die das Rennen fahren erleichterten und verbesserten. Innovativ sein, war das, was einen nach vorne gebracht hat.
Vergessen wird heute oft, dass der Erfolg eine Fleißübung ist und nicht unbedingt erkauft werden kann, auch wenn ein entsprechender finanzieller Einsatz sicher hilft.
BRCNEWS: Wann ist bei dir die Entscheidung gefallen, dass Hobby zum Beruf zu machen? Wie hast Du die Entscheidung umgesetzt?
Bertram Kessler: Ich habe 1977 mit dem RC-Car-Sport begonnen. Zu dem Zeitpunkt habe ich in meinem elterlichen Betrieb als Kaufmann und Fernsehtechniker gearbeitet. Ein paar Jahre später habe ich dann einen kleinen RC-Car-Shop in dem Geschäft meiner Eltern eröffnet und wiederum einige Jahre später dann ein eigenes Spielwarengeschäft mit RC-Car-Modellbauabteilung. Nach weiteren Jahren habe ich von dem damaligen Inhaber Horst Weck in Solingen die Firma SMI (SMI = Solinger Modell Import) übernommen zuerst noch gemeinsam mit einem weiteren Inhaber ansässig in Olpe, später dann alleine mit Standort Siegen. Heute führe ich das Unternehmen wieder gemeinsam mit meiner Tochter Anke (Geschäftsführerin SMI) am gleichen Ort (Siegen-Weidenau, Gärtnerstraße 2).
BRCNEWS: Wir danken für die interessanten Antworten.