Der X1 im harten Renneinsatz
Im ersten und zweiten Teil der Testreihe zum Xray-Formel berichtete BRCNEWS über die Ausstattung, den Zusammenbau und die erste Ausfahrt des Fahrzeuges. Beweisen muss ein Bolide sich aber im harten Renneinsatz. Zwei Läufe der Euro Touring Series in Riccione und in Mattsee boten dafür die geeignete Plattform. Unterschiedlichere Streckenbedingungen wie bei diesen beiden ETS Läufen kann man kaum finden. Beide Strecken boten die ideale Bühne, ein breites Spektrum an Setups abzudecken.
Wissen muss man, dass in der Formelklasse Kompletträder (Hohlkammerreifen) von Ride gefahren werden. Motorisiert sind die Fahrzeuge mit einem 21,5 Turns-Motor mit festem Timimg von Ride.
Riccione die Highspeedstrecke
Traning: Anfang April gab der X1 sein Renndebut auf dem RC Circuit Marco Simoncelli in Riccione an der italienischen Adria. Die Strecke ist für Verbrennerfahrzeuge ausgelegt und somit relativ breit, weitläufig und sehr schnell.
Für das erste freie Training wählte ich eine Übersetzung von rund 2,5 mit dem im Baukasten enthaltenen 96er Hauptzahnrad. Die Anlage in Riccione bietet am Ende der langen Geraden eine Lichtschranke, die die aktuelle Geschwindigkeit des Fahrzeugs anzeigt. Mit dieser Übersetzung erzielte der Xray X1 dort eine Topspeed von 66 Stundenkilometern. Die Rundenzeiten reichten für ein Ergebnis in den Top 20.
Erste Setup-Änderungen standen an. Gefragt war eine bessere Beschleunigung, mehr Lenkung und gleichzeitig mehr Stabilität. Um die maximal Beschleunigung zu erzielen, zog ich das Differential stärker an. Den Nachlauf legte ich mithilfe der Kunststoffeinsätze auf sechs Grad fest. Zusätzlich besorgte ich mir extrem weiche, silberene Federn von Tamiya für die Vorderachse. Auf den Xray passen neben den Xray-Federn auch die Federsortimente von Ride und Tamiya. Die Federn sind preislich recht günstig und sollten von Anfang an für diverse Setups erworben werden. Da die Strecke unebener ist als die beim ersten Rollout in Andernach, musste die Bodenfreiheit erhöht werden. Dazu werden an der Vorderachse die unterlegten Distanzscheiben reduziert. An der Hinterachse wird die Antriebswelle mit den Einsätzen tiefergelegt.
Die Änderungen führten zu deutlich schnelleren Rundenzeiten. Der Griff auf der Vorderachse war durch die weichen Federn stark verbessert. Das Fahrzeug neigte kaum noch zum Untersteuern.
Für den nächsten Akku ersetzte ich den Tamiya F103-Flügel an der Vorderachse durch den neuen Serpent-Flügel. Der X1 kann im Prinzip alle Kunststoffflügel auf dem Markt verwenden. Von dem Flügel versprach ich mir mehr Lenkung, weil er mehr Abtrieb erzeugt. Das tat er auch. Allerdings erwies er sich nicht als allzu stabil. Bei einer etwas optimistischen Überfahrt über einen Curb brach er an der Aufhängung. Daher montierte ich für den Rest des Rennens wieder den Tamiya-Flügel. Für weitere Test reduzierte ich die Härte des Silikonöl der beiden Stoßdämpfer. Beide befüllte ich mit 450er Öl von MR33. Das Auto ließ sich so besser über die unebene Strecke steuern.
Da ich generell mit der Performance zufrieden war, behielt ich das Setup so bei, denn die Lenkung war ausreichend und das Auto stabil beim Anbremsen und Beschleunigen. Andere Xray-Fahrer montierten den Heckflügel noch vor der Befestigungsplatte, um den Abtrieb zu reduzieren und höhere Geschwindigkeiten und mehr Griff an der Vorderachse zu erreichen. Dazu muss der Flügel etwas an Stelle vom Zahnrad eingeschnitten werden.
Rennen: Der erste Vorlauf mit dem erarbeiteten Setup verlief gut und ich konnte mit dem Xray X1 einen elften Platz verbuchen.
Danach hatte ich leider Probleme mit meinem Sensorkabel, dass zwei Ausfälle provozierte. Für den letzten Vorlauf setzte ich alles auf eine Karte und baute die Übersetzung um. Mit dem sehr kleinen 76er Hauptzahnrad und einem 40er Motorritzel lag die Übersetzung nun bei 1,9. Mit diesen Zahnrädern bremst das Auto beim Rollen kaum. Die Kurvenspeed wird deutlich verbessert. Durch die höhere Geschwindigkeit wird ebenfalls der Anpressdruck der beiden Flügel erhöht. Davon profitiert die Haftung. Die Rundezeiten wurden nochmal deutlich besser. Die Topspeed betrug am Messpunkt dennoch nur 66 Stundenkilometer. Um die Kurve am Ende der Geraden zu nehmen, musste ich nun früher bremsen – nämlich vor der Lichtschranke.
Trotzdem reichte es nach dem überzeugendem ersten Vorlauf und der starken Verbesserung im letzten Lauf zu Platz 16, also dem sechsten Startplatz im B-Finale. Dass der X1 eigentlich schneller war, zeigte sich dann im Finale. Mit einem ersten und einem zweiten Platz sicherte ich mir den B-Finalsieg. Für das erste Rennen mit dem Xray war das ein gutes Ergebnis.
Noch eine wichtige Erfahrung machte ich: Nach dem ersten Lauf mit einem neugemachten Differential muss man dieses unbedingt nachziehen.
Anspruchsvolle Strecke in Österreich
Nach dem Debut in Italien stand der nächste ETS-Lauf mit dem Xray X1 in Mattsee (Östereich) an. Die temporäre Strecke dort war das krasse Gegenteil zur Strecke in Italien. Das Rennen fand in einem riesigen Partyzelt statt, dass über die zwei Partkplätze des Museum fahr(t)raum aufgestellt war. Der untere Parkplatz diente als Strecke. Die Strecke wurde von Tellercurbs und weißen Kanthölzern begrenzt.
Training: Das freie Training am Donnerstag erwies sich als sehr kompliziert. Durch den vom Aufbau entstandenen Dreck auf der Strecke war die Traktion extrem schlecht. Gleich zu Beginn machte ich den Fehler, wegen der sehr ebenen Strecke den Ausfederweg zu verringern. Einen Fehler, den ich bereuen sollte. Alle Fahrer testeten die unterschiedlichsten Ideen für ein Setup. Auch der X1 wurde von vorne nach hinten gebaut. Das alles half nichts. Das Fahrzeug drehte schon beim leichtesten Ziehen am Gashahn das Heck weg.
Da alles nichts half, war mein letzter Ausweg der Formelguru Jan Ratheisky, der mit dem X1-Prototypen die vergangenen Formel-Saison in der Euro Touring Series gewonnen hatte. Der fand gleich heraus: Der Ausfederweg an der Vorderachse war zu gering. Mit dem Tipp war das Problem schlagartig gelöst. Das Auto war nun deutlich stabiler, so dass ich mich nun den Griffproblemen an der Vorderachse zuwenden konnte.
Um mehr Lenkung für die enge technische Strecke zu bekommen löste ich das Differential etwas. Zusätzlich nahm ich weitere Änderungen vor. Den Nachlauf erhöhte ich auf neun Grad. Den seitlichen Stoßdämpfer befüllte ich zuerst mit 400er Silikonöl später mit noch dünnerem 350er Silikonöl von MR33. Die Fahrzeughöhe reduzierte ich auf vier Millimeter rundrum. Die Zeiten reichten zu einem dreizehnten Platz nach dem Training.
Rennen: Mit neuen Reifen im Rennen gelang mir im ersten Vorlauf mit dem Xray ein sechster Platz.
Während des Rennens machte sich der zentrale Stoßdämpfer bemerkbar. Seine Kugelpfannen waren auf beiden Seiten ausgeschlagen, wodurch der Pod sich mit fast einem Millimeter Spiel bewegte. Da ich keine Ersatzteile hatte, stellte mir Jan Ratheisky einen kompletten Dämpfer für den Rest des Rennens zur Verfügung. Dieser war mit 400er Silikonöl befüllt.
Mit einem neunten Platz im letzten Vorlauf sicherte ich mir den letzten Startplatz im A-Finale. Neben dem BRCNEWS-X1 standen noch fünf weitere X1 im A-Finale. Der X1 hatte auf der Strecke einen deutlichen Vorteil. Da alle Xray-Fahrer den Akku quer im Auto verbaut hatten, war das Gewicht auf der Hinterachse so hoch, dass die Xrays im Gegensatz zu vielen anderen Formel-Fahrzeugen voll bremsen konnten, ohne Stabilität zu verlieren. Letztendlich holte ich mir mit dem X1 den neunten Gesamtplatz.
Fazit
Nach einem Trainingstag in Andernach und insgesamt acht weiteren Tagen auf der Rennstrecke im Rahmen der Euro Touring Series zeichnet sich ein recht deutliches Bild vom Xray-Formel ab.
Die Konstruktuere haben den X1 komplett auf die Reglements der neuen Formelklassen abgestimmt. Die Hohlkammerkompletträdern haben fast überall die in dieser Klasse einst gängigen Moosgummireifen ersetzt. Die Kombination der neuen Reifen und der humanen Motorisierung (Brushless-Motor mit 21,5 Turns) spricht die Klasse ein breites Fahrerfeld an.
Der X1 bietet allen Fahrern etwas. Jan Ratheisky ist damit extrem schnell. Ein Quereinsteiger aus der Tourenwagenszene – wie ich – erfreut sich an den einfachen Setupoptionen. Das Auto lässt sich sehr leicht tweakfrei abstimmen. Mit den festen Positionen der Einsätze für zum Beispiel Nachlauf und Radsturz haben auch Anfänger kein Problem. Profitiert habe ich als Anfänger in der Klasse enorm von den Tipps meines Nachbars im fahrerlager, Heinz Dewald, der die heckangetriebenen Autos durch seine Leidenschaft für die Pro10-Klasse kennt. Jeder Neuling sollte sich nicht scheuen die Fahrer aus der Szene zu fragen.
Das Feedback des Fahrzeugs auf Änderungen ist gut. Kleinste Änderungen wie die Veränderung der Höhe des Heckflügels machen sich bemerkbar. Der X1 lässt sich schnell und einfach auf die individuelle Fahrweise des Fahrers eingestellen.
Der harte Einsatz hat nicht zu erhöhtemn Verschleiß geführt. Einzig die sehr schnell ausgeschlagenen Kugelpfannen waren ein störender Faktor beim Test des Xrays.
Die beiden Setups für die ETS-Rennen stehen im Download bereit. Es sind die finalen Einstellungen, die zur schnellsten Rundenzeit des Testfahrzeugs führten.