Es sind zwanzig Jahre her, dass ich das erste Mal an einem Sportbundtag (SBT) des Deutschen Minicar-Clubs (DMC) teilgenommen habe. Damals, also 1994, fand der Sportbundtag noch in Schlüchtern statt, und der Präsident hieß Hans-Ludwig Walther. Ich glaube, ich habe nur einen oder zwei Sportbundtage ausgelassen bzw. auslassen müssen. Mittlerweile fahre ich schon seit einigen Jahren zusammen mit Uwe Rheinard zum SBT, und auf der Heimreise diskutieren wir dann mehr oder weniger munter über unsere Eindrücke, über den Ablauf, die Entscheidungen etc. Leider ist die Qualität des Sportbundtage von Jahr zu Jahr geringer geworden, und wenn ein Präsident in seinem Jahresbericht nicht mehr zu berichten hat, dass er „heute hier und morgen dort“ war, dann ist das schon bezeichnend, so dass mein Fazit in den vergangenen Jahren immer gleich ausfiel: Die beiden Tage sind einfach vergeudet! Und trotzdem fahre ich Jahr für Jahr zum SBT, als Teamleiter meines Vereins MSC Adenau, als VG-Referent im Sportkreis West, als Nitro-West-Organisator, als aktiver Fahrer. Denn ich will die Dinge soweit mitgestalten wie dies in dieser weitgehend starren Struktur des DMC möglich ist. Das ist für mich auch eine Frage des Selbstverständnisses.
In diesem Jahr fällt mein Fazit anders aus. Denn aus einem unverändert schwachen Präsidium hat jemand herausgeragt und nicht nur mich positiv überrascht, sogar beeindruckt: Thomas Kohmann, Referent der Sektion Elektro-Glattbahn (EG). In der Sektionssitzung am Samstagabend analysierte der 49-Jährige aus dem oberfränkischen Strullendorf mittels Powerpoint-Präsentation ausführlich die Situation im EG-Bereich, untermauerte dies mit Statistiken und Grafiken, listete umfassend die möglichen Gründe für den massiven Abwärtstrend auf und führte in seinem „Elektro-Glattbahn 3.0“-Konzept Wege aus der Misere auf, die weit mehr als Veränderungen bei den Klassen und Meisterschaften umfassen. Dafür bekam Thomas Kohmann, der 2010 dem DMC beitrat und erst seit einem Jahr im Amt ist, verdientermaßen viel Lob und Applaus. Natürlich wird es ihm nicht im Alleingang gelingen, den Turn-around zu schaffen, aber der Mann vom 1. MBC Bamberg hat klare Ziele und Visionen, die auch ein sichtlich beeindruckter Uwe Rheinard mit höchster Anerkennung quittierte.
Jetzt liegt es an den DMC-Sportkreisen, an den Ortsclubs und an jedem DMC-Mitglied, einen Beitrag zu leisten, das Konzept mit dem erforderlichen Leben zu erfüllen. Thomas Kohmann ist jedenfalls ein bemerkenswerter Startschuss geglückt, der motiviert und Hoffnung macht. Nicht nur in dieser Präsentation steckte viel Mühe, Arbeit und Sachverstand, auch die Anträge für die Sparte EG waren bestens vorbereitet, vor allem in der neuen Reglement-Zusammenfassung, die es allen leichter machen wird.
Solche Analysen, Konzepte und Visionen würde ich mir auch von anderen Präsidiumsmitgliedern und Referenten wünschen, auch von VG-Referent Josef Dragani. Schließlich haben wir im VG-Bereich einige heiße Themen, unter anderem Geräusch-Emission und Geräusch-Messung, (mögliche) EU-Verordnungen zur Lärm-Belastung oder zum Nitromethan. Was man allerdings Josef Dragani, der ja auch unverändert ein aktiver Nitro-Racer ist und somit selbst den Puls der Zeit in der VG-Sparte spürt, zu Gute halten muss, ist der Fakt, dass es ihm gelungen ist, eine enge und zielführende Zusammenarbeit mit den VG-Referenten der Sportkreise aufzubauen, die Vorbildcharakter hat. Dazu passt ein Antrag zum SBT, der diesem Gremium aus DMC-Referent und SK-Referenten künftig viel größere Befugnisse in der betreffenden Sparte einräumt, der bemerkenswerterweise auch die Zustimmung der normalerweise nicht gerade reformwilligen Delegierten-Versammlung des DMC fand. Damit hat in jeder Sparte nun dieses Sechser-Gremium die Möglichkeit aber auch die Verantwortung, flexibel auf Erfordernisse in den betreffenden Klassen zu reagieren und bei Bedarf kurzfristige Veränderungen herbeizuführen sowie aktiv das Reglement maßgeblich zu gestalten – und zu beschließen. Ein solcher Beschluss erlangt bereits mit der Veröffentlichung auf der DMC-Website Gültigkeit, beim SBT erfolgt nur noch eine Bestätigung.
Zwei erfreuliche Aspekte des DMC-Sportbundtages 2014, zwei wertvolle Schritte in die richtige Richtung.
Uwe Baldes: 1962 in Adenau am Nürburgring geboren und mit Benzin getauft, ist gelernter Sportjournalist und arbeitet im Bereich Marketing & Kommunikation im „großen“ Motorsport. Mit dem „kleinen“ Motorsport beschäftigt er sich seit 1992, im Oktober 1993 fuhr er in Oberhausen sein erstes Rennen. Die VG8 ist die Lieblingsklasse des seit 1990 in Müsch an der Ahr lebenden Uwe Baldes.
Bereits in den Neunzigerjahren organisierte er die NRW-Trophy, eine Serie von Verbrenner-Glattbahn-Rennen. 2009 startete er die „Initiative NW“, zunächst wieder eine Rennserie, die West-Meisterschaft, aus der ab 2010 das Nitro-West-Masters (NWM) wurde. 2010 ging auch die Website nitro-west.de online, eine Informations-Plattform über das Nitro-Racing mit den Klassen VG8, VG10, HC8 und HC10, vor allem im Westen Deutschlands.
Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung von Uwe Baldes von der Webseite http://www.nitro-racing.info/index.php/easyblog übernommen.