„Der schönste Tag in meinem Leben“

Dominic Greiner im Gespräch mit BRCNEWS

Der August war für Dominic Greiner (24 Jahre) ein toller Monat. Erst holte er sich in Gubbio (Italien) den Weltmeistertitel in der Klasse Tourenwagen 1:10 Nitro Scale, zwei Wochen später verteidigte er erfolgreich seinen DM-Titel. BRCNEWS sprach mit ihm über seinen großen Erfolg, seine Zukunftspläne, aber auch über seine Anfänge im RC-Car-Sport

BRCNEWS: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Ein großer Tag? Du bist der erste deutsche RC-Car-Fahrer, der in dieser Klasse Weltmeister wurde. Glücklich und stolz?

Dominic Greiner: Der schönste Tag meines Lebens. Ich habe so viel Zeit in das Hobby investiert. In der Vergangenheit war ich leider oft vom Pech verfolgt. Aber dieses Mal habe ich es doppelt zurückbekommen.

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Geschafft! Dominic Greiner (Mitte) jubelt mit dem Weltmeisterpokal. Links daneben Alessio Mazzeo (Platz 2) und rechts Simon Kurzbuch (Platz 3)

„Das Auto fühlte sich super an“

BRCNEWS: Das Finale ging über 60 Minuten. Du bist von Startplatz drei ins Rennen gegangen. Von Anfang an mit dem Gefühl, hier und jetzt gewinnen zu können?

 Dominic Greiner: In den Vorläufen war ich nicht ganz zufrieden mit dem Setup meines Fahrzeugs. Jedoch verbesserten wir es von Lauf zu Lauf. Als ich dann in der Super Pole alleine auf der Strecke war und das erste Mal alles hören konnte, wusste ich, was ich an meinem Serpent ändern musste. Das Halbfinale haben wir ohne Probleme einfach gewonnen. Das Auto fühlte sich super an. Ich wusste, wenn das Finale ohne technische Probleme abläuft, ist ein Top 5-Ergebnis möglich. Und als ich dann nach fünf Minuten schon auf Position eins lag, und ich mich leicht absetzen konnte, dachte ich mir, heute könnte es vielleicht klappen.

„Ohne Thomas Günsel wäre das nicht möglich gewesen“

BRCNEWS: Welche taktischen Überlegungen hast Du mit deinem Team vor dem Start angestellt? Wer hat dich am meisten unterstützt?

Dominic Greiner: Der Reifenverschleiß war in Gubbio sehr hoch. Wir wussten, dass es knapp wird, 20 Minuten auf einem Satz Reifen fahren zu können. Jedoch war uns von Anfang an klar, dass es diese Taktik sein wird. Alle 20 Minuten alle vier Reifen wechseln und Tankstopps nach fünf Minuten. Wir vermuteten, dass wir weniger Reifenverschleiß hatten als meine direkten Konkurrenten. Das hat sich gegen Ende der 20 Minuten auch herausgestellt. Am besten unterstützt hat mich mein Mechaniker und Freund Thomas Günsel. Ohne ihn wäre das alles so nicht möglich gewesen.

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Die WM-Strecke in Gubbio

„Überlebe Motor!“

BRCNEWS: In welcher Phase des Rennens hast Du zum ersten Mal daran gedacht, das könnte heute mit dem Titel klappen? Wann warst Du dir sicher: Ich bin jetzt Weltmeister?

Dominic Greiner: Nach dem ersten perfekten Reifenwechsel hatte ich einen Vorsprung von gut fünf Sekunden auf meinen Kollegen Alessio Mazzeo. Da dachte ich das erste Mal, dass es heute funktionieren könnte. Sicher war ich mir erst nach dem Überqueren der Ziellinie. 60 Minuten ist bei einem Verbrenner eine Ewigkeit für Motor, Kupplung, Getriebe etc. Die letzten fünf Minuten habe ich mir nur jede Runde gedacht: Überlebe Motor!

„Einfach nur unfassbar glücklich.“

BRCNEWS: Dann fiel die Zielflagge. Das Rennen war aus. Wie hast Du diesen Moment in Erinnerung?

Dominic Greiner: Ich kann mich gar nicht mehr so genau daran erinnern. Emotionen pur. Da fällt in diesem Moment einfach eine Last von einem ab. Man ist einfach nur unfassbar glücklich, dass es geklappt hat und sich ein Lebenstraum erfüllt hat.

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Team Serpent jubelt mit und feiert seine Helden

BRCNEWS: Was steht bei dir für dieses Jahr noch an? Fährst Du auch gelegentlich mal wieder Tourenwagen Elektro?

Dominic Greiner: Es steht noch ein ENS-Rennen für dieses Jahr in Fiorano aus. Für den Gesamtsieg wird es dieses Jahr leider wieder nicht reichen, da ich vergangenes Wochenende wegen eines technischen Defekts nach zehn Minuten ausgefallen bin. Auch kleine lokale Rennen in Türkheim oder Friedrichshafen stehen noch im Kalender. Im Winter werde ich mich wieder mit Tourenwagen und dieses Jahr auch 1:12 fit halten. Vielleicht das ein oder andere ETS im Winter, aber grundsätzlich fahre ich Elektro nur, um „warm“ zu bleiben für den Sommer.

„Heiner Martin habe ich fast alles zu verdanken!“

BRCNEWS: Jeder erfolgreicher RC-Car-Fahrer hat einmal ganz unten angefangen. Wie war das bei dir? Wer hat dich unterstützt und gefördert? Wann bist Du dein erstes Rennen gefahren?

Dominic Greiner: Mein erstes Verbrenner-Rennen bin ich 2005 gefahren. In diesem Jahr wurde ich auch Deutscher Juniormeister (Ich war der Einzigste :-D). Nach diesem Jahr hat es geldtechnisch einfach vorne und hinten nicht gereicht. Deswegen pausierte ich mit dem Verbrennerfahren bis ich meine Ausbildung begonnen hatte. Danach bin ich wieder voll eingestiegen. Unterstützung habe ich zu jeder Zeit von Heiner Martin bekommen. Egal, ob es anfangs Material war, oder sein unerreichtes Wissen über Fahrzeuggeometrie und Motorentechnik. Heiner habe ich fast alles zu verdanken, was ich heute umsetzen kann. Es ist sehr schade, dass er diesen Erfolg, sicher auch für sich, nicht mehr miterleben durfte. Es wird dieses Jahr auch ein Oktoberfestpokal in Türkheim stattfinden, was auch als Gedenkrennen für Heiner Martin gewidmet ist.

„Nur mit Verein geht es!“

BRCNEWS: Du bist Mitglied im MCC Türkheim. Der unterhält eine eigene Rennstrecke. Wie wichtig ist es, gleich zu Beginn einer RC-Car-Karriere in einem Verein mit Gleichgesinnten dem Hobby nachzugehen?

Dominic Greiner: Nur so geht es. Gerade im Verbrenner mit Vergasereinstellungen, Kupplung, Getriebe etc. ist es ohne Hilfe oder schon vorhandenes Wissen nicht möglich, ein vernünftiges Fahrzeug auf den Boden zu stellen. Auch wenn es um Ersatzteile geht oder Verschleißteile, ist man in einem Verein am besten bedient mit Tipps und Tricks.

BRCNEWS: Vielen Dank! Wir wünschen dir weiter viel Erfolg.

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Der Serpent 748 Matrix
Der WM Tourenwagen
  • Fahrzeug: Serpent 748 Natrix
  • Karosserie: SRC Spark
  • Motor: Novarossi Mito
  • Resorohr: Novarossi 2660
  • Reifen: Hot Race

Fotos: Team Serpent